Wer über eine Ausbildung in der Logistik nachdenkt, hat zunächst Speditionen und KEP-Dienstleister im Blick. Dabei muss das gar nicht sein, denn auch Industrieunternehmen und Einzelhandel sind auf Logistik – und damit auch auf Logistikkräfte – angewiesen.
von Heike Steinmetz
Verkauft wird, was im Regal steht – auf diese scheinbare Formel lässt sich die Anforderung der Logistik für Handelsunternehmen bringen. Dass dies nicht immer so leicht ist, wie es sich anhört, zeigt die Realität: Schnell vergriffene Sonderangebote, leere Regale aufgrund von Hamsterkäufen oder einer überraschend hohen Nachfrage nach Sonnencreme wegen eines sommerlichen Hochs kommen immer wieder vor.
Allein die Menge an Artikeln, die die Verantwortlichen dabei im Blick haben müssen, spricht für sich. Die Drogeriemarkt-Kette Rossmann bietet ihren Kunden in Deutschland beispielsweise in ihren 4.244 Verkaufsstellen bis zu 23.000 Artikel an. Damit die Regale immer gefüllt sind, brauchen die Verantwortlichen immer einen aktuellen Überblick über die Ein- und Verkäufe sowie die veränderten Lagerbestände. Und natürlich eine optimal aufeinander abgestimmte Logistik. Dabei sorgen die Verteilzentren in Landsberg, Bergkirchen, Brehna, Burgwedel, Bürstadt, Kiel, Köln, Malsfeld und Wustermark dafür, dass die Rossmann-Filialen zur richtigen Zeit mit den richtigen Produkten in der richtigen Menge beliefert werden.
Individuelle Anforderungen der Filialen
Im Zentrallager Landsberg sowie den übrigen Verteilzentren stehen dabei insgesamt rund 346.000 Quadratmeter Lagerfläche inklusive eines Gefahrgutlagers vor Ort zur Verfügung. Die unterschiedlichen Anforderungen der Filialen hinsichtlich der Produktverfügbarkeit werden mit einer speziellen Supply-Chain-Management-Software berücksichtigt. Sie stellt für jede Filiale eigene Regeln auf und prognostiziert die benötigten Mengen an Produkten. Dabei werden auch saisonale Schwankungen und Kampagnen berücksichtigt.
Das Unternehmen bildet an den sieben Logistikstandorten Kiel, Burgwedel, Landsberg, Köln, Wustermark und Bergkirchen Berufsanfänger zum/zur Fachlageristen/in, zur Fachkraft für Lagerlogistik sowie zum/zur Berufskraftfahrer/in aus. Wer eine Ausbildung im Lager machen möchte, hat dabei gute Chancen: Je nach Standort bietet das Unternehmen einen bis fünf Ausbildungsplätze im Bereich Fachlagerist und Fachkraft für Lagerlogistik an.
Aktuell sind an den Standorten insgesamt 22 Auszubildende in der Logistik im Einsatz. Ausgebildet wird für den eigenen Bedarf: Auszubildenden mit einem guten Abschluss garantiert Rossmann nach bestandener Prüfung eine unbefristete Vollzeitstelle. Dieses Angebot konnten laut Unternehmensangaben bislang mehr als 80 Prozent der Auszubildenden annehmen.
Kaufland Logistik: Praxisorientierte Ausbildung
Auch Kaufland legt großen Wert auf die eigene Logistik und bildet unter anderem in den Bereichen Lager- und Fachlogistik aus. Und dies an den sieben Logistikstandorten Geisenfeld, Osterfeld, Möckmühl, Dortmund, Barsinghausen, Lübbenau und Donnersdorf sowie in den Fleischwerken in Möckmühl, Heilbad Heiligenstadt, Heilbronn und Osterfeld. Auch für das kommende Ausbildungsjahr hat das Unternehmen noch freie Ausbildungsplätze zu vergeben – 13 Ausbildungsplätze zur Fachkraft für Lagerlogistik und zwei zum Fachlageristen. „Wir bieten unseren Auszubildenden eine fundierte, abwechslungsreiche und praxisorientierte Ausbildung mit fachlicher und persönlicher Betreuung in tollen Teams an“, berichtet Alisa Götzinger aus der Kaufland Unternehmenskommunikation.
Inhaltlich beschäftigen sich die Auszubildenden mit der konventionellen Lagerabwicklung bis zur zukunftsorientierten, automatisierten Lagerabwicklung. Für die persönliche Weiterentwicklung arbeiten die Auszubildenden an spannenden Ausbildungsprojekten und nehmen an Veranstaltungen und Wettbewerben teil. Ergänzt wird dieses Angebot durch Weiterbildungen und Methodentrainings.
Industrie und Handel als Logistikarbeitgeber
Rossmann und Kaufland sind nicht die einzigen Handelsunternehmen, die eine Ausbildung in logistischen Berufen anbieten. Auch andere Handelsunternehmen sind hier aktiv. Zunehmend spannend könnten in dieser Hinsicht auch Markenhersteller werden. Aktuell zeigt sich ein neuer Verkaufstrend: Direct-to-Consumer (D2C) hat vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und dem wachsenden E‑Commerce an Bedeutung gewonnen. Auch Industrieunternehmen wie Thyssenkrupp und Versandhändler wie Office Depot bieten Chancen. Also, w ein Blick über das klassische Feld der Speditionen und Logistikdienstleister hinaus lohnt sich also auf jeden Fall bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz in der Logistik.
■ Heike Steinmetz ist freie Fachjournalistin mit Sitz in Dortmund.