Um die Autobahnen zu sanieren, wird zum Teil rund um die Uhr gearbeitet. So auch auf der A7 auf einem drei Kilometer langen Teilstück kurz vor den Toren Hamburgs. Ein nächtlicher Besuch auf der Baustelle im April.
von Claudia Behrend
Nachts um 1:30 Uhr braucht Chris Dehnauw eine kleine Erfrischung. Manchmal vergesse er, genug zu trinken. Kaffee sei aber nicht so sein Ding, sagt Dehnauw, und nimmt einen großen Schluck Wasser aus einer Flasche. Doch nicht nur der Lkw-Fahrer der Firma Kusch hat sich für seine Schicht, die noch bis 4 oder 6 Uhr dauern wird, ausreichend bevorratet. Im Tank seines Wasserwagens befinden sich stattliche 21.000 Liter – unverzichtbar für die Arbeiten, die auf der A7 in dieser Nacht stattfinden. Seit der Richtfahrbahnsperrung, also einer Seite der Autobahn, um 20 Uhr wird hier zwischen der Anschlussstelle Seevetal-Ramelsloh und dem Autobahndreieck Horster Dreieck in Richtung Hamburg fleißig gearbeitet. Bis die Strecke Montagmorgen um 5 Uhr früh wieder freigegeben wird, müssen auf dem drei Kilometer langen Teilstück zwei der drei Spuren zunächst gefräst und anschließend muss neuer offenporiger Asphalt (OPA) eingebaut werden.
„Der Asphalt hat hier zwar elf statt üblicherweise sieben Jahre gehalten. Aufgrund des ständigen Wechsels zwischen Frost und deutlichen Plustemperaturen im vergangenen Winter hat er jedoch stark gelitten“, berichtet Christian Merl, der für die Kommunikation der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH verantwortlich ist. Deshalb hatte die zuständige Autobahnmeisterei in Hittfeld bereits seit Dezember vergangenen Jahres laufend die Schadstellen beseitigt und überdies eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Stundenkilometer angeordnet.
Die Sanierung des betroffenen Abschnitts ist allerdings erst jetzt möglich, da hierfür einige Plusgrade und vor allem trockene Witterungsverhältnisse erforderlich sind. „Sonst würde der neu eingebaute Asphalt nicht lange halten“, so Merl. Oliver Thäter, Projektleiter der Autobahngesellschaft, hat mit der Planung dieser Sanierung bereits im August 2023 angefangen. Am anspruchsvollsten ist für ihn die Durchführung der Richtfahrbahnsperrung.
„Da bin ich echt froh, dass alles geklappt hat und es keine Probleme mit dem Verkehr gab“, so Thäter.
Schließlich müssen zeitgleich großräumig Umleitungen eingerichtet, verkehrliche Hinweise angebracht und die Öffentlichkeit informiert werden. Am wichtigsten sei aber, dass der Abschnitt am Montag um 5 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben werden kann.
Bis dahin steht jedoch noch viel Arbeit und Koordination an. Schließlich sind hier pro Schicht um die 40 Mitarbeitende mit rund 40 Fahrzeugen im Einsatz. Dazu zählen etwa 16 Sattelzüge für den Abtransport des ausgebauten Asphalts, 3 kleine Bagger, 3 Saugwagen und Begleitfahrzeuge. Vor allem aber sind es drei große Hochleistungsfräsmaschinen, die präzise nur die oberste Schicht des Straßenbelags abtragen. „4,8 Zentimeter müssen und dürfen sie fräsen“, erläutert Merl. Die Beton- und Tragschicht darunter darf nicht verletzt werden. Schließlich soll an diesem Wochenende erst einmal nur saniert werden.
Anders wäre es bei der hier für 2027 geplanten Grundinstandsetzung (GI), die etwa alle 30Jahre nötig ist und natürlich ebenfalls eine Richtungsfahrbahnsperrung erfordert: Dann wird die komplette Autobahn einschließlich der Entwässerungsanlagen, Planken und gegebenenfalls auch Brücken und Rastanlagen erneuert. Der gesamte Verkehr muss verengt über die andere Seite geführt werden – und das über Monate. Nachdem Schneidemaschinen den abzutragenden Bereich „markiert“ haben, sind die Fräsen dran. Sie schaffen 50 Meter pro Minute. Oft klappt das mit den je Maschine etwa 10 Zentimeter langen 138 Stahlzähnen so gut, dass danach nur noch ausgeputzt werden muss.
Unerlässlich ist Wasser zum Kühlen der Stifte, wie es beispielsweise Dehnauw transportiert. Und dennoch müssen immer wieder einzelne Zähne ausgetauscht werden, weshalb stets ein größerer Vorrat mitgeführt wird. Merl: „Je nach Asphaltschicht können die Fräsen mal zwei bis vier Tage mit einem Satz fahren, mal werden wie im Fall des Stellinger Tunnels 500 bis 600 Zähne in einer Arbeitsschicht benötigt.“ Wenn das Fräsen und Reinigen am Sonnabend um 7 Uhr morgens abgeschlossen ist, wird der neue Asphalt eingebaut.
Verbaut wird OPA, grobkörniger Asphalt, bei dem nur die Spitzen aneinander haften. Die Hohlräume bieten mehrere Vorteile: Wasser aus Niederschlägen und anderen Quellen kann schneller abfließen, Aquaplaninggefahr und Abrollgeräusche werden reduziert. Allerdings nimmt OPA schneller Schmutz auf, verliert nach einiger Zeit seine Lärmminderungsfähigkeit und benötigt im Winter eine Salzsohle.
Vor dem Einbau muss der Untergrund angespritzt und an einigen Stellen mit Alufolie verklebt werden, damit die Prüfingenieure später über die Reflektion feststellen können, ob der Asphalt so dick wie vereinbart eingebaut wurde. Im letzten Schritt wird der heiße OPA nur leicht angewalzt und anschließend die Markierung aufgebracht. Dann wird der Abschnitt wieder für den Verkehr freigegeben – bis spätestens zur GI 2027. (zp/fh)