Der Gerätehersteller Miele und GLS Germany nutzen digitale Tools, um Ressourcen zu schonen und die eigene Ökobilanz zu verbessern.
Von Nicole de Jong
Nachhaltigkeit ist heutzutage ein wesentlicher Bestandteil von Unternehmen. So stehen bei Miele umweltbewusstes Handeln und Klimaschutz bereits seit vielen Jahren im Fokus. Der deutsche Hersteller von Haushalts- und Gewerbegeräten nutzt mittlerweile digitale Tools, die helfen, Ressourcen zu schonen und die eigene Ökobilanz zu verbessern – das vor allem im Bereich der Distribution, um noch nachhaltiger agieren zu können. „Das Wichtigste hierbei ist, Transparenz zu schaffen“, erläutert Hauke Belz, bei Miele in der Logistik tätig und dort verantwortlich für den Themenbereich Nachhaltigkeit. „Wir müssen nicht nur wissen, was wir jeweils wohin schicken, sondern auch, was damit an Transportleistungen, CO2-Emissionen und Energieverbrauch verbunden ist“, fügt er hinzu. Miele arbeitet weltweit in mehr als 100 Ländern und unterhält in rund 50 Ländern Tochtergesellschaften.
Mit einer eigens entwickelten Software wertet das Unternehmen seit rund zehn Jahren jährlich circa 30.000 einzelne Transporte aus, um zu errechnen, wie viel CO2 das Unternehmen hierbei emittiert. In Zukunft werden sogar einige Hunderttausend Transporte weltweit bewertet. Die Berechnungen erfolgen auf Basis der Plattform EcoTransIT World, einer Anwendung für die Emissionsberechnung von Frachttransporten weltweit. Miele prüft also regelmäßig, wo sich Transporte optimieren lassen, und wie sich der CO2-Fußabdruck verändert, wenn beispielsweise ein Stück der Strecke nicht mehr mit dem Lkw, sondern mit der Bahn zurückgelegt wird. „Schiffs- und Bahntransporte versuchen wir hochzuhalten, allerdings werden Transporte auf der letzten Meile zum Kunden bislang noch per dieselangetriebenem Lkw erledigt“, sagt Belz.
Schon beim Einkauf der Transportleistungen achtet das Unternehmen darauf, dass der Dienstleister möglichst ökologisch unterwegs ist. „Wir schauen vor allem auf längeren Strecken, wo kombinierte Transporte oder sogar reine Bahntransporte möglich sind.“
Auch in den Ausschreibungen werde der Umweltaspekt mit abgefragt, sodass auch schon bei der Auswahl der Transportdienstleister ein Fokus auf dem Kriterium Nachhaltigkeit liegt. Relativ gesehen, konnte Miele in den vergangenen Jahren seinen CO2-Ausstoß in der Logistik bereits senken, „die absoluten Zahlen sind nur gestiegen, weil der Bilanzierungsumfang deutlich erweitert wurde. Nichtsdestotrotz ist ein immenser Effekt zu erkennen“, lobt Belz.
Ein Hebel sei, Lkw und Container besser auszulasten. Klingt trivial, ist es aber nicht. So sei es Miele gelungen, in den vergangenen Jahren die Auslastungsquote zu erhöhen, was bedeutet, dass einige Lkw weniger unterwegs sein müssen. Mithilfe einer Software, die die Disposition bei ihrer Arbeit unterstützt, werden sowohl Paletten als auch Container virtuell zusammengestellt und berechnet, wie ein Container gepackt werden muss, damit er möglichst voll auf die Reise geschickt werden kann. Außerdem werden im Auftragsmanagement weniger eilige Sendungen um einen oder zwei Tage verschoben, um Transporte besser auszulasten. „Wer seine Waschmaschine am nächsten Tag haben will, bekommt sie auch – wir jonglieren mit den Aufträgen“, erläutert er.
Grüner Strom für Digitalisierung
Doch auch die Digitalisierung ist nicht CO2-frei zu haben. Da Miele bei allen Entwicklungen die Umweltauswirkungen im gesamten Lebenszyklus seiner Produkte betrachtet, gilt das auch hier. Das Stichwort lautet Vermeidung und: „Wir setzen grünen Strom ein“, sagt Belz. Von einer Logistiksoftware erwartet der Miele-Logistiker als erstes, dass diese Transparenz erzeugt, die man für eine Bilanzierung benötigt. Im nächsten Step braucht es Auswahlmöglichkeiten, um Alternativen bewerten zu können. „Auch das können wir in Teilen, also die Transportstrecken anschauen und herausfiltern, wo Alternativen möglich sind“, erläutert er.
Digitale Lösungen sind auch für GLS Germany ein wichtiger Bestandteil, um zum Klimaschutz beizutragen. „Der Transport ist der größte Hebel in der Logistik, um Emissionen zu reduzieren“, sagt Jascha Waffender, Director Marketing & Communications, Online Channels & Parcelshops bei GLS Germany. So analysiert der Paketdienstleister sämtliche Daten, um insbesondere seine Routen zu optimieren, die Fahrzeuge besser auszulasten und die gefahrenen Kilometer zu reduzieren.
Dabei sollte jegliche Software es ermöglichen, einen ganzheitlichen Überblick über die Daten, den Weg und die Emissionen eines jedes einzelnen Pakets zu haben. „Denn nur so kann Einsparpotenzial optimal genutzt werden“, betont er. Den Überblick über den ökologischen Fußabdruck behält GLS, indem es seine Verbräuche und die daraus resultierenden Emissionen gruppenweit an allen Standorten misst. Der Dienstleister berücksichtigt neben den Verbräuchen aus den Gebäuden wie Strom, Heizung, Wasser, Papier und Abfall auch die gefahrenen Kilometer und entsprechenden Verbräuche der Dienstwagen- und Transportflotte.
„Im Zuge unseres Umweltmanagementsystems gibt uns die Analyse wichtige Hinweise auf Handlungsfelder zur Reduktion unserer Umweltauswirkungen“, erläutert er. Neben dem Ausbau seiner E‑Flotte, mit der GLS einen Großteil der Emissionen reduzieren möchte, optimiert der Dienstleister auch seine Routen. „Wir nutzen dafür die App Bettermile.“ Diese berechnet Waffenders Angaben zufolge die optimale Route der Tour, so dass sowohl Zeit als auch Kilometer und somit Emissionen eingespart werden.
Realtime-Tracking für den ersten Zustellversuch
„Zudem führen wir momentan deutschlandweit das Realtime-Tracking ein. Das unterstützt dabei, dass der erste Zustellversuch erfolgreich ist und somit kein weiterer Versuch inklusive weiterem Verbrauch von Kraftstoff unternommen werden muss“, erzählt er. Empfängern ist es möglich, die Ankunft ihres Paketes mitzuverfolgen und, falls notwendig, eine Abstellgenehmigung zu erteilen oder es in einen GLS-Paketshop umzurouten. Generell sei die direkte Paketshop-Zustellung im Vergleich zu den anderen Zustellmethoden die nachhaltigste. Die Digitalisierung hilft dem Unternehmen außerdem, Papier einzusparen. So versendet es elektronische Rechnungen ebenso wie Benachrichtigungskarten in Form von E‑Mails.