Safe­ty first

Das sechs­köp­fi­ge Team des Nacht-Express-Dienst­leis­ters nox Ger­ma­ny schützt bun­des­weit Mit­ar­bei­ten­de, Gebäu­de und Sen­dun­gen. Eine Job­be­schrei­bung.

Von Hei­ke Schmidt

Es ist 23 Uhr, als der Pkw von Lars Orfert auf den Park­platz von nox in Groß-Gerau abbiegt. Auf dem etwa 11.000 Qua­drat­me­ter gro­ßen Are­al herrscht reger Betrieb: Lkw und Sprin­ter fah­ren an den 20 Toren vor, wer­den ent- und bela­den und star­ten dann ihre Tour zu einem der ande­ren Depots oder direkt zu den Emp­fän­gern der Sen­dun­gen. Rund 8.000 Sen­dun­gen wer­den Nacht für Nacht in der 7.800 Qua­drat­me­ter gro­ßen Hal­le umge­schla­gen, wie es im Fach­jar­gon heißt.

Lars Orfert ist seit Janu­ar Head of Secu­ri­ty bei nox. Der Mana­ger lei­tet ein sechs­köp­fi­ges Team, das gemein­sam mit ihm für die Cor­po­ra­te Secu­ri­ty des Nacht­ex­press-Dienst­leis­ters ver­ant­wort­lich ist. „In unse­rem Fokus steht die Sicher­heit der Mit­ar­bei­ten­den, der Gebäu­de und Assets sowie der Sen­dun­gen, die uns anver­traut wer­den“, erläu­tert der Ros­to­cker, der seit mehr als 25 Jah­ren in der Sicher­heits­bran­che tätig ist.

Nachts für die Kun­den aktiv

Das Unter­neh­men hat sich auf das Seg­ment Nacht­ex­press spe­zia­li­siert, einem Spe­zi­al­seg­ment der KEP-Bran­che (KEP steht für Kurier‑, Express- und Paket­diens­te, Anm. d. Red.). Der Dienst­leis­ter holt die Sen­dun­gen am frü­hen Abend bei den Ver­sen­dern ab und stellt sie vor Arbeits­be­ginn des nächs­ten Werk­tags zu. Da vor 8:00 Uhr, 7:00 Uhr oder 6:00 Uhr in der Regel nie­mand arbei­tet, wer­den die Sen­dun­gen an zuvor ver­ein­bar­te Abla­ge­plät­ze zuge­stellt. Dies kann bei­spiels­wei­se ein Kof­fer­raum eines Ser­vice­fahr­zeugs sein, ein Raum in einer Werk­statt oder ein Safe auf dem Gelän­de. 

Bild: nox

Vie­le der Sen­dun­gen errei­chen ihren Emp­fän­ger unver­packt. Die teils hoch­wer­ti­gen Waren wer­den dazu ein­fach für den Ver­sand mit einem Ver­sand­auf­kle­ber inklu­si­ve Bar­code ver­se­hen. „Dies ist natür­lich auch hin­sicht­lich der Dieb­stahl­prä­ven­ti­on ein wich­ti­ger Aspekt“, erläu­tert Orfert. „Zumal unse­re Mit­ar­bei­ten­den in den Hal­len sowie die Fah­re­rin­nen und Fah­rer in der Dun­kel­heit aktiv sind – also zu Zei­ten, in denen sich Die­be siche­rer füh­len als am Tag.“

Schutz vor Fracht­dieb­stahl bie­ten des­halb unter ande­rem fest defi­nier­te Pro­zes­se, an die sich alle Mit­ar­bei­ten­de hal­ten müs­sen. Dazu gehört unter ande­rem auch, dass Abla­ge­plät­ze abge­lehnt wer­den, wenn sie nicht den Sicher­heits­kri­te­ri­en ent­spre­chen.

Dieb­stahl­prä­ven­ti­on spielt aber auch inner­halb der Depots eine Rol­le. Denn auch wenn die Trans­port­part­ner nach stren­gen Kri­te­ri­en und Qua­li­täts­kon­trol­len (u.a.      PQ KEP) aus­ge­sucht wer­den und der Groß­teil aus jah­re­lan­gen, zuver­läs­si­gen Part­ner­schaf­ten besteht, kann es den­noch vor­kom­men, dass ein Mit­ar­bei­ten­der oder Ser­vice­part­ner der Ver­su­chung unter­liegt. Um dies zu ver­mei­den, wer­den alle Mit­ar­bei­ten­de für das The­ma Dieb­stahl­prä­ven­ti­on sen­si­bi­li­siert und zudem dazu auf­ge­for­dert, Vor­komm­nis­se sofort zu mel­den.

Sicher­heit als Team-Auf­ga­be

Orfert lebt sei­nen Job mit Lei­den­schaft. Die unge­wöhn­li­chen Arbeits­zei­ten bei nox kom­men ihm eher ent­ge­gen: „Wir arbei­ten häu­fig nachts, par­al­lel zum ope­ra­ti­ven Geschäft. Tags­über tau­schen wir uns mit Sicher­heits­be­hör­den, den Ver­bän­den der Bran­che und den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen in der Ver­wal­tung aus. Das erfor­dert eine gro­ße per­sön­li­che Fle­xi­bi­li­tät und die Bereit­schaft zu Über- und Nacht­stun­den. Wer einen klas­si­schen 9to5-Job haben möch­te, ist hier fehl am Platz.“

Mit geschul­tem Blick beob­ach­tet er die Pro­zes­se in der Hal­le, sieht fast jeden Hand­griff und notiert sich in Gedan­ken, was hin­sicht­lich der Sicher­heit ver­bes­sert wer­den kann. Eine Auf­ga­be, die ihm nie lang­wei­lig wird.  „Die Sicher­heits­la­ge ver­än­dert sich ste­tig. Als Logis­tik­un­ter­neh­men haben wir es bei­spiels­wei­se mit Dieb­stahl­prä­ven­ti­on zu tun, aber auch mit der Fra­ge, wie wir Unbe­fug­te vom Betre­ten der Hal­len und Logis­tik­flä­chen abhal­ten kön­nen. Und natür­lich müs­sen wir uns auch mit dem The­men­fel­der Not­fall- und Kri­sen­ma­nage­ment beschäf­ti­gen, um auf Even­tua­li­tä­ten vor­be­rei­tet zu sein.“

Sicher­heit ist für ihn eine Team-Auf­ga­be, die sich nicht nur auf das direk­te Secu­ri­ty-Team beschränkt. „Wir sind regio­nal auf­ge­stellt. Jeder Sicher­heits­ver­ant­wort­li­che ist für drei bis fünf Depots zustän­dig. Um das in der gewünsch­ten Qua­li­tät abde­cken zu kön­nen, müs­sen wir uns regel­mä­ßig aus­tau­schen – über aktu­el­le Fra­ge­stel­lun­gen, aber auch über Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le und Ideen.“

Bild: nox

Ein­mal in der Woche gibt es dazu ein fes­tes Mee­ting. Dar­über hin­aus tauscht sich das Team bei Bedarf aus, häu­fig tele­fo­nie­ren die Sicher­heits­be­auf­trag­ten auch direkt mit­ein­an­der. „Wir pro­fi­tie­ren als Team von den Erfah­run­gen, die jeder von uns mit­bringt“, so Orfert.

Einen engen Aus­tausch gibt es aber auch mit den Depot- und Nie­der­las­sungs­lei­tern, der Nacht­ab­fer­ti­gung sowie den Umschlags- und Trans­port­lei­tern und dem Team der Tou­ren­be­treu­er. Aber auch mit den Abtei­lun­gen Human Resour­ces und Legal spricht das Team regel­mä­ßig.

Um das Sicher­heits­ni­veau wei­ter zu erhö­hen, inves­tiert der Nacht-Express-Dienst­leis­ter aktu­ell in neue Sicher­heits­tech­nik. Dazu gehört neben der Video­über­wa­chung der Hal­le für eine auto­ma­ti­sier­te Sen­dungs­ver­fol­gung auch eine video­ba­sier­te Zugangs­re­ge­lung via Kenn­zei­chen­er­ken­nung.

Viel­fäl­ti­ge Spe­zia­li­sie­rungs­mög­lich­kei­ten

Was ihn am meis­ten an sei­nem Job fas­zi­niert? „Die Kom­ple­xi­tät, die ich zu Beginn mei­ner Kar­rie­re tat­säch­lich unter­schätzt habe. Wir ste­hen mit so vie­len Stake­hol­dern in Kon­takt, müs­sen so vie­le Facet­ten und Per­spek­ti­ven beach­ten und zudem auf­grund der zuneh­men­den Her­aus­for­de­run­gen stän­dig in neu­en Lösun­gen den­ken. Für uns ist kein Tag wie der ande­re – und das lie­be ich.“

Nach­wuchs­kräf­ten emp­fiehlt er zunächst eine Aus­bil­dung im Bereich Sicher­heit, bei­spiels­wei­se zur Fach­kraft für Schutz und Sicher­heit oder ein Stu­di­um der Sup­p­ly Chain Secu­ri­ty bezie­hungs­wei­se Sup­p­ly Chain Manage­ment oder Kri­mi­na­lis­tik.

Opti­mal ist für Lars Orfert der Ein­stieg im Bereich Secu­ri­ty-Ope­ra­ti­ons, um die Her­aus­for­de­run­gen ken­nen­zu­ler­nen. „Hier kris­tal­li­sie­ren sich dann in der Regel schnell indi­vi­du­el­le Inter­es­sens­schwer­punk­te her­aus“, so sei­ne Erfah­rung. „Die Mög­lich­kei­ten sind viel­fäl­tig – ange­fan­gen bei der Foren­sik über Sicher­heits­tech­nik bis zu Cyber Secu­ri­ty. Wenn klar ist, wel­che Rich­tung ein­ge­schla­gen wer­den soll, kann die Spe­zia­li­sie­rung über ent­spre­chen­de Wei­ter­bil­dun­gen erfol­gen. Lebens­lan­ges Ler­nen ist dabei aller­dings Pflicht, da wir es immer mehr mit einer zuneh­mend vola­ti­len Sicher­heits­la­ge zu tun haben und die Auf­ga­ben eines Sicher­heits­ma­na­gers immer kom­ple­xer und her­aus­for­dern­der wer­den.“

Bild nox: v.l.n.r.: Lars Orfert, Mar­ko Rascan, Man­fred Kapus­ta, Mar­kus Tau­ben­hansl, Kevin Boa­nas, Diet­mar Zeper­nick (hin­ten), Axel Ebrecht (vor­ne)

Hei­ke Schmidt ist freie Jour­na­lis­tin mit Sitz in Dort­mund