Der Trai­ler ist eine rie­si­ge Kühl­box

Was muss man als Logis­tik­dienst­leis­ter alles bei einem Frisch­fleisch­trans­port beach­ten? Tevex Logi­stics nutzt GPS-Ortung und Tür­alarm für die „Food Defen­se“.
Von Dési­ree Schnei­der

Der Auf­lie­ger ist bela­den, sei­ne Tür schließt sich an der Ver­la­de­ram­pe. Im Inne­ren sind kon­stan­te 0 bis 2°C. An Bord befin­den sich 33 Holz­pa­let­ten mit Würst­chen, Steaks, Schnit­zel oder Gyros. Die Ware wur­de vor­ge­kühlt, vom Ver­sand an die Ram­pe gestellt und ein­ge­la­den. Es wür­den auch maxi­mal 66 Holz­pa­let­ten hin­ein­pas­sen, wenn sie über­ein­an­der­ge­sta­pelt wer­den könn­ten. Der Auf­lie­ger wird ver­rie­gelt. Der Fah­rer führt die letz­ten Sicher­heits­prü­fun­gen durch, bevor er auf­sat­telt. Wenn sich die Tür das nächs­te Mal öff­net, ist der LKW beim Kun­den. Dort wer­den die Palet­ten abge­la­den und mit Hoch­re­gal­stap­lern oder Schnell­läu­fern an ihren Lage­r­ort gebracht. So sieht zumin­dest der idea­le Ablauf aus.

Klingt rela­tiv sim­pel? „Ist es auch“, sagt Eugen Ber­gen, Spe­di­ti­ons­lei­ter bei Tevex Logi­stics in Rhe­da-Wie­den­brück. Der Logis­tik­dienst­leis­ter ist ein Toch­ter­un­ter­neh­men der Tön­nies Hol­ding, Deutsch­lands größ­ter Schlacht­be­trieb. Die Kühl­ket­te von Fri­sche­trans­por­ten auf­recht zu erhal­ten, sei für Logis­tik­dienst­leis­ter ope­ra­tiv ein­fach, da der Fah­rer bis zur Ent­la­dung kei­nen Kon­takt mit der Ware habe und der Trai­ler bereits eine rie­si­ge Kühl­box sei: „Wir müs­sen nur zuse­hen, dass sie nicht unter­bro­chen wird.“ Das wirk­lich span­nen­de sei hin­ge­gen die „Food Defen­se“, also der Schutz der Lebens­mit­tel und die dafür getrof­fe­nen tech­ni­schen Vor­keh­run­gen. „Es geht um die Pro­dukt­si­cher­heit. Wir müs­sen sicher­stel­len, dass die Ware ein­wand­frei beim Kun­den ankommt und die Türen bis dahin ver­schlos­sen blei­ben“, sagt Ber­gen. Dar­um arbei­te Tevex mit Vor­hän­ge­schlös­sern und Tür­alar­men, die eine unge­plan­te oder unge­woll­te Tür­öff­nung ver­hin­dern sol­len. Auch um einen mög­li­chen Dieb­stahl durch Drit­te zu ver­ei­teln, gibt es eine Lösung: „Wir haben die GPS-Daten der Tour hin­ter­legt, und wenn der Auf­lie­ger außer­halb der Rou­te auf­taucht, erzeugt er einen Alarm. Dann kann unser LKW-Sup­port umge­hend ein­grei­fen“, erklärt er. Die­ser wür­de nichts ande­res machen, als 24/7 Tem­pe­ra­tur­kon­trol­len am Rech­ner durch­zu­füh­ren, auf Not­fäl­le zu reagie­ren und Rück­spra­chen mit den Fah­rern zu hal­ten.

GPS-Über­wa­chung

Die Ist-Tem­pe­ra­tur des Auf­lie­gers wird live an das Kon­troll­zen­trum über­tra­gen und vor Ort mit der Soll-Tem­pe­ra­tur abge­gli­chen, die für die ent­spre­chen­de Tour hin­ter­legt ist. Dazu sind alle Trai­ler mit einem Ther­mo­stat aus­ge­stat­tet. Tevex fährt laut Ber­gen mit zwei Tem­pe­ra­tur­zo­nen: der Tem­pe­ra­tur­be­reich für Indus­trief­leisch und Con­ve­ni­ence-Pro­duk­te lie­ge bei 0 bis 2 °C und der für Tief­kühl­wa­re bei ‑20 bis ‑25°C. Der Alarm wer­de bei gro­ben Abwei­chun­gen aus­ge­löst. Das pas­sie­re jedoch nicht häu­fig. Die Anfor­de­run­gen blei­ben das gan­ze Jahr über gleich, ledig­lich im Win­ter sei der Die­sel­ver­brauch etwas gerin­ger: „Die Außen­tem­pe­ra­tur ist in den Win­ter­mo­na­ten nied­ri­ger als im Som­mer. Dadurch muss die Kühl­ma­schi­ne weni­ger gegen Hit­ze von außen arbei­ten“, sagt Ber­gen.

Höhe­re Anfor­de­run­gen

Die tech­ni­schen Inno­va­tio­nen der letz­ten Jahr­zehn­te hät­ten das Auf­recht­erhal­ten der Kühl­ket­te und der Food Defen­se um eini­ges leich­ter, aber auch „gefühlt stres­si­ger“ gemacht, so Ber­gen. „Ich weiß nicht, wie alles vor 40 Jah­ren abge­lau­fen ist, als die Fah­rer noch kei­ne Han­dys hat­ten und auf Tele­fon­zel­len ange­wie­sen waren oder sich nur beim Kun­den mit den Dis­po­nen­ten kurz­schlie­ßen konn­ten“, sagt er. Heu­te sei man sofort aus­kunfts­fä­hig. So kön­ne der Dis­po­nent bei­spiels­wei­se dem Fah­rer Updates zur Fahrt geben und die­ser kön­ne sich voll auf das Fah­ren kon­zen­trie­ren. Die Kon­trol­le und Abstim­mung der Daten in Echt­zeit hät­ten den Arbeits­um­fang aller Betei­lig­ten ver­grö­ßert und damit auch die Anfor­de­rungs­mess­lat­te ange­ho­ben. Denn: „Daten hel­fen einem nicht wei­ter, wenn man sie nicht rich­tig ein­sor­tiert“, sagt der Spe­di­ti­ons­lei­ter. Die Auf­ga­ben­fel­der der Daten­aus­wer­tung und ‑ana­ly­se sei­en dadurch erst neu hin­zu­ge­kom­men und auch die Qua­li­tät und Lie­fer­per­for­mance sei­en deut­lich gestie­gen. Im natio­na­len Kühl­ge­schäft beschäf­tigt Tevex an sei­nem Haupt­sitz in Rhe­da-Wie­den­brück der­zeit mehr als 100 Kraft­fah­rer und orga­ni­siert bis zu 500 Trans­por­te am Tag, die in der Bun­des­re­pu­blik unter­wegs sind. Hin­zu kom­men noch die Berei­che Kom­bi­nier­ter Ver­kehr und Selbst­ab­ho­ler. Der Logis­tik­dienst­leis­ter hat drei Nie­der­las­sun­gen in Deutsch­land, 300 zie­hen­de Ein­hei­ten und 480 Mit­ar­bei­ter